Ein Abend voller Diplomatie: Martin Erdmann im Gespräch

Am 29. Oktober war der Marketing Club Weser-Ems e.V. zu Gast bei Hallig Hanken – eine beeindruckend großzügige Location, die für die Gespräche des Abends den perfekten Rahmen bot. Der Abend versprach interessante Einblicke in die Welt der Diplomatie, denn Botschafter a.D. Martin Erdmann nahm uns mit auf eine Reise durch seine außergewöhnliche Karriere.
Henning Hinrichs führte wie gewohnt souverän durch den Abend. Gemeinsam mit Martin Erdmann blickte er auf eine Laufbahn zurück, die durch Flexibilität und die Fähigkeit, sich auf unterschiedlichste Kontexte einzulassen, geprägt war. „Mit 27 Jahren war das spannend: neuer Kontinent, neuer Kontext. Aber nach 14 Auslandsaufenthalten reicht es irgendwann“, erzählte Erdmann über die Herausforderungen des diplomatischen Dienstes. Heute sei es schwieriger, Nachwuchs für diese Aufgabe zu gewinnen – auch wenn in der Politik selbst derzeit keine Engpässe spürbar seien.

Ein besonderes Highlight des Gesprächs waren die persönlichen Anekdoten. So sprach Erdmann über eine Episode, die ihn einst unfreiwillig ins Rampenlicht brachte: Ein Zeitungsfoto zeigte ihn als Minister auf einem Motorrad – ein ungewöhnlicher Anblick in der damaligen Öffentlichkeitsarbeit. „Das war befremdlich“, schmunzelte er rückblickend. Heute hat sich die Kommunikation im diplomatischen Dienst stark gewandelt, doch damals spielte der Pressesprecher noch eine zentrale Rolle.

Herausforderungen und Höhepunkte einer Botschafterlaufbahn 
Erdmann gewährte den Zuhörern einen eindrucksvollen Einblick in die Herausforderungen seiner Arbeit. Er berichtete von diplomatischen Gesprächen auf höchster Ebene, bei denen Professionalität und Schnelligkeit unerlässlich sind. „Ich wurde 25 Mal einbestellt – das war Rekord in der Nachkriegszeit. Solche Gespräche sind professionelle Termine: Man behandelt sich freundlich und respektvoll, selbst beim 25. Mal.“ Einprägsam war sein Bericht über eine heikle Situation im Jahr 2016, als ein Kunstwerk in Deutschland die diplomatischen Beziehungen mit der Türkei auf eine harte Probe stellte. „Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut – das zu erklären, ist manchmal nicht einfach.“
Besonders bewegend war sein Rückblick auf den Putschversuch in der Türkei 2016. Panzer vor der Botschaft, Todesangst, 250 Tote in einer einzigen Nacht – die Ereignisse prägten ihn nachhaltig. „Ich hatte Glück“, sagte Erdmann, der damals zusammen mit seinem Team in Sicherheit gebracht wurde.

Ein Blick in die Zukunft der Diplomatie 
Erdmann diskutierte zudem aktuelle Herausforderungen, wie die Frage, wie man mit NATO-Partnern umgeht, die sich nicht an gemeinsame Regeln halten. „Diplomatie funktioniert nur, wenn man einen soliden Knüppel hinter dem Rücken hat. Schöne Worte allein reichen nicht aus.“ Auch Themen wie Pressefreiheit und die Rolle der Medien in Demokratien wurden angesprochen, mit klaren Worten gegen die Einschränkung von Freiheiten.

Offene Fragerunde und inspirierende Einblicke 
Eine offene Fragerunde schloss den Abend ab, bei der die Gäste die Möglichkeit hatten, in die Welt der Diplomatie einzutauchen. Spannend, aufschlussreich und voller neuer Perspektiven bot das Gespräch mit Martin Erdmann einen außergewöhnlichen Einblick in eine Welt, die vielen von uns sonst verschlossen bleibt.

Wir bedanken uns bei Martin Erdmann für seinen beeindruckenden Beitrag und bei Henning Hinrichs für die einfühlsame Moderation. Ein Abend, der uns allen noch lange in Erinnerung bleiben wird.