Am Montagabend tauchten wir im Technologie- und Gründerzentrum Oldenburg (TGO) in das spannende Thema „Augmented Creativity: KI-Kreativität x menschliche Kreativität“ ein. Boris Eldagsen bot faszinierende Einblicke in die Schnittstelle von künstlicher Intelligenz und menschlichem Schaffensprozess.
Einführung durch Jürgen Bath und Uli Hagemeier
Jürgen Bath, Geschäftsführer des TGO und Initiator des KI-Clusters, eröffnete den Abend mit einer kurzen Vorstellung des TGO. Aktuell beheimatet das Zentrum rund 50 Unternehmen. Innerhalb des speziellen KI-Clusters arbeiten 14 innovative Firmen – ein Zusammenschluss aus jungen Start-ups und etablierten Unternehmen, der das Thema Künstliche Intelligenz in der Region voranbringt.
Anschließend übergab er die Bühne an Uli Hagemeier, den kreativen Kopf hinter dem Growmorrow-Festival. Hagemeier führte den international gefeierten KI-Pionier und Gewinner der Sony World Photography Awards 2023, Boris Eldagsen, ein. Eldagsen, von der Süddeutschen Zeitung als „Poster Boy der KI-Debatte“ bezeichnet, beschäftigt sich seit 2002 mit KI-generierten Bildern und ist seit über 20 Jahren als Stratege im digitalen Marketing tätig.
Keynote von Boris Eldagsen: KI und die Evolution der Kreativität
In seinem Vortrag beleuchtete Eldagsen, wie KI die menschliche Kreativität ergänzt und welche Chancen daraus entstehen. Seine eigene künstlerische Arbeit, die im Jahr 2023 mit einem Sony World Photography Award ausgezeichnet wurde, sorgte für weltweites Aufsehen: Eldagsen hatte offen zugegeben, dass das prämierte Werk von einer KI generiert worden war, und lehnte den Preis ab – ein klares Statement zur Relevanz von KI in der Kunstwelt.
Eldagsen beschrieb KI als einen „Wissensverstärker“, der auf menschliche Eingaben – sogenannte Prompts – angewiesen ist, um Inhalte zu generieren. Diese Eingaben, etwa zu Perspektive, Farben oder Lichtführung, erfordern technisches und kreatives Fachwissen. Sein Ansatz verdeutlichte, dass KI in Kunst und Marketing als Werkzeug dient, das Inspiration liefert, Daten analysiert, Inhalte produziert und Postproduktionen unterstützt.
Die neue Rolle der menschlichen Kreativität
Eldagsen stellte klar, dass KI kein Ersatz, sondern eine Ergänzung menschlicher Kreativität ist. Er bezog sich auf die Kreativitätstheorie von Margaret Boden, die zwischen Combination (Kombination bekannter Inhalte), Exploration (Erweiterung gegebener Strukturen) und Transformation (Überwindung bestehender Strukturen) unterscheidet. Während KI bei den ersten beiden Aspekten oft schneller und effizienter arbeitet, bleibt die transformative Kreativität vorerst die Domäne des Menschen – ein Bereich, den Unternehmen und Agenturen gezielt fördern sollten.
Empfehlungen für Unternehmen und Agenturen
Eldagsen gab praktische Empfehlungen, wie KI sinnvoll in kreative Arbeitsprozesse integriert werden kann:
- Neue Workflows und Teams: Spezialisierte Expertinnen und Experten für Text, Ton, Bilder und Bewegtbilder sind notwendig, um die wachsende Vielfalt an KI-Tools effektiv zu nutzen.
- Wissensaustausch: Transparenz und Zusammenarbeit zwischen Abteilungen sind entscheidend. Initiativen wie „Prompt-Battles“ helfen, Mitarbeitende spielerisch an die Technologie heranzuführen.
- Archivierung: Visuelle Archive als Referenzmaterial erleichtern zukünftige Kreativprozesse und reduzieren den Aufwand für neue Prompts.
Spannende Fragen aus dem Publikum
Am Ende des Abends stellte sich Boris Eldagsen den Fragen der Gäste und teilte weitere spannende Einblicke. Auf die Frage, ob diese Zeit besonders aufregend für Kreative sei, antwortete er mit einem klaren „Ja“: Dank KI könne man allein durch die eigene Vorstellungskraft beeindruckende Werke schaffen. Gleichzeitig warnte er jedoch, dass diese Entwicklungen Arbeitsprozesse grundlegend verändern und traditionelle Berufsbilder, wie das des Fotografen, unter Druck setzen könnten.
Ein gelungener Abend
Unser Dank gilt Jürgen Bath und dem TGO für die Gastfreundschaft, Uli Hagemeier für die tolle Moderation und natürlich Boris Eldagsen für seine aufschlussreiche Keynote. Der Abend bot neue Perspektiven und zeigte eindrucksvoll, wie Mensch und Maschine gemeinsam kreativ sein können.
Bilder: Markus Hibbeler