Im Rahmen der Maßnahmenlockerung rund um das Coronavirus konnte der erste Clubabend des Marketing Club Weser-Ems als Präsenz-Veranstaltung unter Einhaltung der Abstandsregeln im Beach Club Nethen stattfinden. Zwei spannende Referenten gaben offen und ehrlich einen sehr interessanten Einblick in ihre Erfahrung mit eigenen Fehlern – sowohl im Beruflichen als auch im Privaten.
Lars Röwekamp, Inhaber und Geschäftsführer des Softwareentwicklungsunternehmens OPEN KNOWLEDGE GmbH aus Oldenburg berichtete von seinen Anfängen als Unternehmer und gab zu, zu Beginn seiner unternehmerischen Laufbahn nicht immer die richtige Entscheidung getroffen zu haben. An seinem persönlichen „Black Thursday“, im Einklang mit dem Platzen der damaligen Internetblase, kündigten alle Kunden an einem Tag und seine damals noch junge Firma stand kurz vor dem Ende. Die ursprünglich drei Geschäftsführer entschieden sich, getrennte Wege zu gehen und Röwekamp baute das Unternehmen alleine neu auf. „Wir waren ganz unten“, gibt er zu. Klassisches Fehl- und schlecht gemachtes Krisenmanagement führten zu Entscheidungen, die er heute nicht noch einmal so treffen würde: „Wir mussten uns diversifizieren. Wir haben zu viel auf Umsatz und zu wenig auf Qualität geachtet.“ Seine heute rund 70 Mitarbeiter wählte er nach anderen Kriterien als zuvor aus. Röwekamp achtete im Auswahlprozess neben der fachlichen Qualifikation vor allem auf die sogenannten Soft Skills wie Teamfähigkeit, interkulturelle Kompetenz oder Kommunikationsfähigkeit. Aus seinen Erfahrungen leitet er seine Top 5 des Scheiterns und Wiederaufstehens als Quintessenz seines persönlichen Wellengangs ab:
1. Agil sein ist nicht gleich Freestyle.
2. Du bist nur so gut wie dein Team.
3. Triff Entscheidungen.
4. Betreibe Networking und sei sichtbar.
5. Habe einen Plan B.
„Das Glück, das wir jetzt haben, haben wir uns erarbeitet“, schließt Röwekamp und verrät den Anwesenden noch den internen Unternehmens-Leitspruch: „Habe Spaß an professioneller Arbeit.“
Der zweite Referent an diesem Abend, Sven Böhme, berichtete anschließend von seinem mehr als außergewöhnlichen Lebens- und Berufsweg. Der heutige Marketingleiter bei der Hase Safety Group AG in Jever ist in der ehemaligen DDR aufgewachsen und startete mit einer eher geringen Auswahl an Möglichkeiten in sein Berufsleben. Nach verschiedenen Stationen kam er über die Marine nach Wilhelmshaven – und schulte dann zum Programmierer um. Diese für ihn sehr unruhige Zeit führte zu vielen Fehlentscheidungen. „Ich war am Boden“, resümierte Böhme. An der Börse verspekulierte er sich und verlor neben seinem Geld auch seine Arbeit – auch seine Ehe scheiterte. „Ich bin ein Mensch geworden, der ich nicht sein wollte“, sagte Böhme über diese Zeit. Ihn „rettete“ vor allem ein Fernstudium zum Heilpraktiker für Psychotherapie, in dem er viele Dinge über sich selbst lernte – auch, sich selbst zu reflektieren. Durch Zufälle und Empfehlungen, unter anderem durch seinen ehemaligen Chef, kam er über weitere Stationen an seinen heutigen Job – er ist angekommen. „Man muss bereit sein für Selbstreflexion“, gibt er den Anwesenden mit. „Wichtig ist die Bereitschaft zur Veränderung, und dazu gehört jede Menge Mut.“