Welche Charakter-Merkmale kann jeder Anfänger am Gesicht eines ihm vorher unbekannten Menschen erkennen? Ist er ein Macher, Teamplayer, arbeitet er mit einer gewissen Loyalität, ist er fleißig? Solche und viele weitere Beurteilungen kann man mit dem richtigen Blick treffen. Und das im Alltag, ohne zu zögern. Das zumindest versprach Expertin und Beurteilungs-Coach Nadine Pfeifer zu Beginn ihrer vielseitigen Präsentation.
Diese Technik wird auch – besser verständlich – Face Reading genannt. Und diese war das beherrschende Thema der Charakter-Expertin am Donnerstagabend im Oldenburger NWZ-Medienhaus. Eingeladen hatte dazu der Marketing Club Weser-Ems. „Der Vortrag scheint das Interesse geweckt zu haben.“ Es hätten sich viele Gäste eingefunden, bemerkte Präsident Helmut Loerts-Sabin in seiner Begrüßungsrede. Und übergab gut gelaunt an die in Hessen geborene Referentin.
Fundiert und schlagfertig, dabei immer mit einer Prise Humor, vermittelte sie ihre These, dass so gut wie jedes Charaktermerkmal zu erkennen sei. „Wir sind alle Gesichts-Leser“, stieg sie gleich in ihren knapp 70-minütigen Vortrag ein, der bekannte Menschen wie den Präsidenten Russlands, Wladimir Putin, integrierte. Dieser sei eine Person, die nicht jederzeit im Fokus stehen wolle, sondern geschickt die Strategie im Hintergrund erarbeite. Jeder Charakter sei zwar für sich ganz und gar einzigartig, doch es gebe Anlagen, die bei allen als Eigenschaft zu finden sind. Deshalb gebe es die Chance, die Persönlichkeiten aufzuteilen. Heruntergebrochen sind es „drei Grund-Typen, nach denen eine Person zugeordnet wird.“
Die schnell zu erkennenden Naturelle seien der Denker, der viele Emotionen zeigt, der Ökonom sowie der praktische Macher. „Jeder Mensch bildet sich über die Warmherzigkeit und Kompetenz oder andere Eigenschaften beim ersten Treffen mit einem Unbekannten eine Meinung“, erklärte die Referentin mit einem Foto-Beweis: Treffen sich Biene Maja und der Joker (aus dem Comic Batman), vor wem sollte man sich mehr ängstigen? Natürlich war die Antwort klar. „Menschen achten auf kantige Gesichtszüge, den Mund oder die Augenbrauen“, so die Expertin. Allein die Form des Gesichts sei wichtig bei der Beurteilung; auch bei den Face-Reading-Laien. „Das Gesicht kann man auch als Landkarte verstehen.“
Allerdings sei das Face Reading durch die Wissenschaft noch nicht vollständig bewiesen. Das gab die Expertin im Verlauf ihrer Präsentation zu. Einige Bereiche seien durch Forschungen anerkannt, doch längst noch nicht alle. „Es gibt 200 Merkmale im Gesicht bei jedem Menschen“, sagte die Referentin Pfeifer. Und jeder Bereich stehe, so ihre Meinung, für eine Eigenschaft, wie ein markanter Unterkiefer, volle Lippen oder eine hohe Stirn.
Mit viel Applaus und interessierten Fragen bedankten sich die Gäste für den flotten Auftritt. Und Helmut Loerts-Sabin fasste zusammen: „Vielen Dank für den Vortrag, es kann jeder einiges mitnehmen.“