Marketing Forum: Kuddelmuddel oder Diversität. Mit Yared Dibaba

Wie schafft man die Gestaltung einer Gesellschaft, in der Gleichbehandlung und Chancengerechtigkeit selbstverständlich sind?

Am Montagabend feierte das Marketing Forum (eine Kooperation zwischen dem Marketing Club Weser-Ems und dem AGV) sein 10-jähriges Jubiläum mit einem besonderen Gast: Yared Dibaba. Unter dem Titel „Kuddelmuddel oder Diversität“ widmete sich die Veranstaltung der Frage, wie Gleichbehandlung und Chancengerechtigkeit in unserer Gesellschaft selbstverständlich werden können. Dibaba, Schauspieler, Moderator und zertifizierter Diversity-Coach, gab den Teilnehmenden spannende, witzige, faszinierende und sentimentale Einblicke in das Thema und brachte dabei seine eigenen Erfahrungen aus einem Leben in verschiedenen Kulturen ein.

Bereits zu Beginn des Abends sorgte er mit einer humoristischen plattdeutschen Begrüßung für eine aufgelockerte Atmosphäre. Schnell wurde klar, dass Sprache eine entscheidende Rolle spielt: Sie kann Menschen einschließen oder ausschließen und sofort Verbindungen schaffen. Yared Dibaba selbst wuchs sehr divers auf. Er ist in Äthiopien geboren, hat dort als Kind den Bürgerkrieg miterlebt und hat anschließend in Deutschland und Kenia gelebt. Unterschiedliche Sprachen, Erlebnisse und Kulturen sowie Religionen seien für ihn immer die Normalität gewesen.

Dibaba betonte, dass Vielfalt die Realität unserer Gesellschaft sei. Er verglich Diversität mit dem Wetter: Sie ist allgegenwärtig, und es geht darum, zu lernen, wie wir damit umgehen. Diversität sei zudem ein Menschenrecht – das Recht jedes oder jeder Einzelnen, an gesellschaftlichen Prozessen teilzuhaben. Dabei dürfe sich Vielfalt nicht nur auf Herkunft oder Geschlecht beschränken, sondern müsse auch andere Dimensionen wie Alter, sexuelle Orientierung oder Weltanschauung einbeziehen. Da die Begriffe Diversität und Vielfalt oft überstrapaziert wirken, spricht Dibaba stattdessen von Kuddelmuddel (plattdeutsch für Sammelsurium).

Mit anschaulichen Beispielen zeigte Dibaba, wie Vorurteile und Wahrnehmungen unser Verhalten beeinflussen. Tatsächlich nehmen wir nur etwa 10 % eines Menschen bewusst wahr, während wir ihm unbewusst rund 90 % an Eigenschaften und Hintergründen zuschreiben, die wir nicht direkt erkennen können. Aspekte wie psychische Gesundheit, Religion, Weltanschauung, finanzieller Status oder Familienstand bleiben uns oft verborgen, dennoch treffen wir automatisch Annahmen darüber. Dibaba forderte das Publikum auf, diese Reflexe zu hinterfragen: Ist das, was ich vermute, wirklich die Wahrheit?

Auch im Arbeitskontext sei Diversität von großer Bedeutung. Diskriminierung führe zu Produktivitätsverlusten, während diverse Teams nachweislich bessere Entscheidungen treffen. Unternehmen profitieren, wenn sie ein inklusives Umfeld schaffen, in dem sich Mitarbeitende gesehen und wertgeschätzt fühlen. In diesem Zusammenhang nannte Dibaba zwei seiner Lieblingsbegriffe: „Inkompetenz-Kompetenz“, also die Fähigkeit, Fehler machen zu dürfen und dies zu akzeptieren, sowie „Ambiguitätstoleranz“, die Kompetenz, mit Widersprüchen und Unverständnis umzugehen. Er veranschaulichte dies mit dem Beispiel eines Orchesters: Alle spielen unterschiedliche Instrumente und Melodien, doch gemeinsam entsteht ein harmonisches Stück.

Zum Abschluss ermutigte Dibaba das Publikum, offen aufeinander zuzugehen und Diversität als Bereicherung zu begreifen: „Haben Sie Spaß daran. Gehen Sie ein bisschen raus aus Ihrer Komfortzone. Begegnen Sie sich mit dem Herzen.“ Ein inspirierender Appell, der den Abend bei allen Anwesenden in positiver Erinnerung bleiben lässt.

Bilder: Markus Hibbeler

Picture of Milena Wilhelm

Milena Wilhelm

Teilen:

DER

NEWSLETTER

Melden Sie sich hier für unseren Newsletter an und erhalten Sie regelmäßige Updates rund um den Marketing Club Weser-Ems.