Sie sind jung. Sie haben Ideen. Und sie sind erfolgreich: Torben Buttjer und Sohrab Mohammad. Es handelt sich um zwei junge diplomierte Wirtschafts-Ingenieure, die mit ihrem Bremer Start-up-Unternehmen REISHUNGER (abgeleitet von Heißhunger) auf Anhieb ins Schwarze getroffen haben. In einem äußerst erfrischenden Vortrag präsentierte Sohrab das Unternehmen am 9. Februar 2015 im Technologiezentrum Oldenburg (TGO). Die Zuhörer im vollbesetzten Saal staunten nicht schlecht über die rasante Geschichte, die hinter diesem Unternehmen steckt.
Nach Abschluss des Studiums steht beiden eher der Sinn nach Selbstständigkeit. Die Frage ist nur: Was braucht diese Welt, was es so noch nicht gibt? Plötzlich war die Idee geboren: ein Online-Shop für Reis! Innerhalb von drei Monaten wird ein ausgeklügelter Businessplan erstellt. Zudem werden sie von der Wirtschaftsförderung mit einem einjährigen Gründer-Programm unterstützt.
Die Idee mit dem Reis ist offenbar so schräg, dass der Lagerbesitzer vom Großmarkt in Bremen, den sie um einen Raum bitten, nicht einmal Miete von den beiden nimmt. Jetzt beginnt die Maschinerie zu rotieren. Ein befreundeter Designer wird beauftragt, eine Tüte zu gestalten. Es werden Kontakte zu Reisbauern im Iran, in den USA und in Europa geknüpft. Ein IT-Experte soll den Online-Shop kreieren. Es gibt sehr viel zu tun. Wie gut, dass wenigstens ein bisschen Geld über die Förderung reinkommt, denn in diesen ersten vier Monaten wird Geld eigentlich nur ausgegeben. Weil sie keine Miete für eine Wohnung zahlen können, ziehen die beiden Jung-Akademiker erst einmal wieder zu ihren Eltern.
Jetzt geht’s los
Im April 2011 geht REISHUNGER erstmals online. Angeboten werden sechs verschiedene Reissorten. Die ersten 600-Gramm-Tüten werden per Hand gefüllt. Natürlich nutzen sie die sozialen Medien, um das Geschäft publik zu machen. Es wird wie wild gepostet bei Facebook, Twitter und Instagram. Am ersten Abend dann das Resultat: sechs Bestellungen, fünf davon allerdings von engen Freunden. Aber immerhin.
Um das Geschäft voranzubringen, entwickeln sie tausende von Ideen. Zum einen rufen sie zahlreiche Delikatessengeschäfte an, um sie als Multiplikatoren zu aktivieren. Zum anderen nehmen sie Kontakt zum Weser-Kurier auf. Im Oktober 2011 erscheint ein längerer Artikel, worauf es so richtig „zoom“ gemacht hat. „Plötzlich ging hier die Post ab“, sagt Sohrab und lächelt.
Und immer sind sie in engem Kontakt mit ihren Kunden. Sie hören gut zu und sind bereit, aus Fehlern zu lernen – „trial & error“. Erst wird das Tüten-Design geändert und das Programm durch weitere Produkte ergänzt, dann werden noch exklusive Geschenk-Boxen entwickelt. Als es mit vier Händen nicht mehr zu schaffen ist, engagieren sie am Nachmittag drei Schüler, die jetzt statt ihrer den Reis aus den 50-kg-Säcken abfüllen. So bleibt Torben und Sohrab mehr Zeit fürs Marketing, die Organisation und die strategisch beste Ausrichtung. Ihr Erfolgs-Geheimnis ist dabei – neben dem Anspruch an Sortenreinheit, Sortenvielfalt sowie kurzen Handelswegen – einfach die Idee, das Produkt Reis zu emotionalisieren.
Das Portal für Food-Begeisterte
Durch die Kooperation mit Restaurants und Fotografen wird es bei REISHUNGER richtig appetitlich auf der Website. Das mobilisiert mehrere Blogger, die die Jungunternehmer seitdem mit Rezepten und Fotos versorgen. „Es gibt weltweit eine große Community, die food-begeistert ist. Die sind alle sehr aktiv und machen Kult um ihre Rezepte. Davon profitieren wir.“ Dass sich diese Blogger mittlerweile bei ihnen bewerben, ist natürlich eine „luxuriöse Situation“. „Dafür statten wir sie auch mit unseren Produkten aus.“
Mittlerweile hat sich das Unternehmen voll etabliert und professionalisiert. 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen sich für den Vertrieb und die Weiterentwicklung ein. Heute verkaufen sie nicht nur technische Komplementär-Geräte (z. B. spezielle Reiskocher), sondern auch anderes Zubehör wie Sushi-Bretter, Bambus-Dämpfer und Stäbchen. Hinzu kommen hochwertige Zutaten: Öle, Gewürze, Saucen etc. „Wir wissen alles über das Thema Reis. Deshalb verstehen wir uns auch als die Experten im Online-Markt.“
Alles zusammen sorgt für guten Umsatz. Und der hat nach nur vier Jahren am Markt die Millionen-Euro-Grenze bereits überschritten. Für diese herausragende Leistung und ihre durchgehende „Sinnlichkeit und Klarheit“ wurden sie übrigens mit dem „Highlightpreis 2013″ des Marketing-Clubs Bremen ausgezeichnet. Zu Recht!