Der vierte Business Case KARRIERE IST WEIBLICH, moderiert von Andrea Maria Waden, hätte kaum in einem passenderen Umfeld stattfinden können. Im Rahmen des Power of Women Events im CORE hatte Andrea wieder zwei spannende Talkgästinnen auf ihr Sofa eingeladen. Zu Gast waren dieses Mal: Prof. Dr. techn. Susanne Boll-Westermann, Vorständin am OFFIS Institut für Informatik in Oldenburg und Dr. med. Inka Fechner, Inhaberin und ärztliche Leiterin des Zentrums für Hautgesundheit und des Zentrums für Hautästhetik und Lasermedizin in Oldenburg.
Chefinnen und Mütter zweier Kinder
Boll-Westermann und Fechner sind beide Chefinnen und Mütter von zwei Kindern. Wie bringen sie Familie und Beruf unter einen Hut? In erster Linie müsse man es wollen und nach kreativen Lösungen suchen. So hat Susanne Boll Businessmeetings auch mal mit ihrem Kind abgehalten, ganz nach dem Motto „Das muss doch irgendwie gehen“. Hilfreich wären für eine bessere Work-Life-Balance auch klare Regeln, wie das pünktliche Beenden von Meetings zum Feierabend. Um Vereinbarkeit von Familie und Beruf besser realisieren zu können, nutze sie selbstbestimmt ihre Vorteile als Vorgesetzte.
Familie und Beruf sind vereinbar
Auch Inka Fechner war ihr Wunsch nach Familiengründung und beruflicher Entfaltung sehr wichtig. Sie schaffte sich entsprechende Strukurten mit festen Arbeits- und Familienzeiten um immer im Gleichgewicht zu bleiben. Eine gute Organisation und Absprache mit ihrem Mann mit dem sie die Praxen gemeinsam betreibt, wäre das A und O. Sie haben feste Tage innerhalb der Woche, an denen sie jeweils die Kinderbetreuung übernehmen. Dennoch: Ohne die Unterstützung der Familie ginge vieles nicht.
Ausgleich finden beide Frauen in alltäglichen Dingen wie Kochen, kreativ sein, Gartenarbeit oder Sport. Feste Termine und Blocker im Kalender seien dabei wichtig, so Fechner. Ihre Tennis- und Yogatermine werden wöchentlich festgelegt und allen klar kommuniziert.
Schaffung von familienfreundlichen Strukturen im Unternehmen
Boll-Westermann und Fechner sind sich einig, dass es wichtig sei, familienfreundliche Strukturen im Unternehmen vorzuleben. Im OFFIS-Institut werde dynamisches arbeiten mit Gleitzeit, Homeoffice und Teilzeitstellen auf allen Ebenen gelebt. Den Mitarbeitenden müsse gezeigt werden, dass die Gründung einer Familie in jeder Position möglich wäre und viele Vorteile mit sich bringe. In der Praxis von Inka Fechner arbeiten überwiegend Frauen. Teambesprechungen finden auch mal mit Kindern statt. Es werde immer versucht individuelle Lösungen für und mit den Mitarbeitenden zu finden.
Networking und Mentoring – Qualität statt Quantität
Durch die Kinder habe sich vor allem das Networking stark verändert. So waren beide früher viel national und international unterwegs. Heute haben beide Frauen Netzwerke, die sie wirklich weiterbringen. Nicht jeder Abendempfang, der interessant wäre, sei auch wichtig, so Boll-Westermann. Boll rät, sich in einem Umfeld von FörderInnen zu tummeln, positive Netzwerke zu suchen, die bestärken und toxische zu verlassen.
Auf die Frage Andreas, wie man Vorständin wird, antwortet Susanne: „Try to lean into open doors“. Der Sinn für offene Türen und die Unterstützung von Mentor:innen hätten ihr oftmals geholfen, den nächsten Schritt zu gehen. Susanne fügt hinzu: „Ich gehe mit meinen Fähigkeiten. Wenn ich gemerkt habe, dass ich etwas kann, dann habe ich Ziele gesetzt und sie konsequent verfolgt.“
Schlüssel zum Erfolg
Die eigenen Kompetenzen zu kennen, sich auf die Stärken zu konzentrieren und loszulegen, sei der Schlüssel. Sich selbst so früh wie möglich zu finden, ermögliche es, Türen rechtzeitig zu öffnen oder auch zu schließen. Auch Inka Fechner bestärkt, dass der Weg letztlich das Ziel sein kann. Vom geplanten Weg abzuweichen, berge auch Chancen. „Ich habe mich vor einigen Jahren gegen einen Weg entschieden, der mich nicht glücklich gemacht hätte“, berichtet Inka. Durch das Verlassen des ursprünglichen Weges sei sie sich über die Jahre treu geblieben und habe ihr Team authentisch führen können. Unserer Intuition zu folgen wäre wichtig, um die für sich stimmige, ideale Laufbahn zu verfolgen.
Beide betonen, dass man muss nicht perfekt sein muss und es auch nicht immer einen festen Plan brauche, um an die Spitze zu kommen. Schritt für Schritt seinen Weg gehen und dabei bei sich bleiben. Wichtig sei das Gespür für sich selbst, der Mut und die Entschlossenheit, den nächsten Schritt zu gehen.
Wir sagen Danke an Prof. Dr. techn. Susanne Boll-Westermann und Dr. med. Inka Fechner für die tiefen und inspirierenden Einblicke sowie unserer Moderatorin Andrea Maria Waden. Außerdem bedanken wir uns bei allen Gäst:innen vor Ort im CORE und im Livestream.
Die Aufnahme des Livestreams findet ihr auf www.karriereistweiblich.jetzt.
Wir freuen uns auf den nächsten Businesscase: Karriere ist weiblich!
Zu den Talkgästinnen:
PROF. DR. TECH SUSANNE BOLL-WESTERMANN promovierte 2001 an der TU Wien mit Auszeichnung, seit 2012 Vorständin am Offis Institut für Informatik verantwortet sie Themen der Digitalisierung in Produktion, Gesundheit und Gesellschaft. Im Rahmen ihrer Professur im Department für Informatik forscht und lehrt sie zu Medieninformatik und Multimedia-Systemen an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Außerdem entwickelt sie in Kooperation mit KMUs und großen Unternehmen digitale Lösungen für Verbund- und Industrieprojekte und untersucht Fragen neuer Paradigmen digitalisierter Umgebungen. Die Mutter zweier Kinder teilt sich mit ihrem Ehemann die Leidenschaft für Informatik und engagiert sich zudem in zahlreichen Beiräten und Verbänden.
DR. MED. INKA FECHNER erwarb nach Ihrem Studium der Humanmedizin an der Georg-August-Uni Göttingen im Jahre 2005 ihre Approbation als Ärztin. 5 Jahre als Assistenzärztin im Klinikum Oldenburg folgten, bevor sie die Prüfung zur Fachärztin für Dermatologie und Venerologie vor der Ärztekammer N. erfolgreich absolvierte. 2010 übernahm die gebürtige Oldenburgerin gemeinsam mit Ihrem Ehemann den Praxissitz von Dr. Benthien und des Laserzentrums Oldenburg, das nach erfolgreichem Um- und Ausbau im letzten Jahr mit inzwischen 44 Mitarbeitenden, 10 angestellten FachärztInnen und 1.000 qm Praxisfläche zum „Zentrum für Hautgesundheit und Zentrum für Hautästhetik und Lasermedizin umbenannt wurde.