Einer aktuellen Studie zufolge haben 75 % aller Arbeitnehmer:innen in Deutschland schon einmal toxische Führung erlebt. Dem wollten wir gemeinsam am Donnerstagabend auf den Grund gehen und durch die trügerischen Irrwege der Führung navigieren. Zu Gast war Marcel Bewersdorf. Aus seiner jahrelangen Konzernerfahrung kennt er die Problematik der toxischen Führung nur allzu gut und hat als Unternehmensberater und Interims-Manager tiefe Einblicke in diverse Teams und Organisationen in ganz Deutschland gewonnen.
Marcel eröffnet den Impulsvortrag mit einer Klarstellung: „Alles ist heute narzisstisch, alles ist toxisch – lasst uns über gute und schlechte Führung sprechen!“. Dabei betont er immer wieder, dass Führung niemals schwarz oder weiß sei – Führung sei immer bunt. Das Wichtigste jedoch: Die Führungskraft müsse selbst führen wollen. Allzu oft sei die Beförderung in eine Führungsposition eine logische Konsequenz guter Leistung im eigenen Fachgebiet. Ein Irrglaube und ein häufiger Grund dafür, dass dies häufig im Mircomanagement als in guter Führung ende, so Bewersdorf. Denn Führung müsse begeistern, organisieren, kontrollieren, Mitarbeitende fördern, Verantwortung annehmen und am Ende des Tages das Risiko tragen. Letzteres unterstreicht Marcel mit einer klaren Feststellung: „Wir arbeiten in Wirtschafts-, nicht in Wellnessbetrieben!“. Bedeute am Ende immer, dass eine Führungskraft das gute Recht und sogar die Pflicht habe, konsequent durchzugreifen. Denn neben einem Vorbild und Mentor zeichne sich gute Führung auch durch Verlässlichkeit und Orientierung aus. Es bedürfe Leitplanken auf der Autobahn für die Mitarbeitenden, um die vorgegebenen Ziele gut erreichen und mit Selbstbestimmung arbeiten zu können. Wie genau sie dies im Arbeitsalltag umsetzen, ob sie zweimal hintereinander die Abfahrt nehmen oder weiter geradeaus fahren, sei den Arbeitnehmenden überlassen. Essenziell sei, dass die Leitplanken durch die Führungskraft aufgestellt und das Ziel klar definiert werden.
Und woran erkennt man schlechte Führung? Bewersdorf macht dies an fünf Hauptfaktoren fest:
- Anerkennung kapern
- Micromanagement
- Team spalten
- Keine Hilfestellung
- Fehlende Empathie
Darüber hinaus sei Überforderungen oftmals der Beginn schlechter Führung. Umso wichtiger daher, sich nicht von Termin zu Termin zu hangeln und zwölf Dinge gleichzeitig zu machen. Denn: „busy is the new stupid!“.
Nach dem Impulsvortrag gehen alle Gäste des Abends in den Austausch: Was bedeutet gute Führung für sie? Inwiefern hat Führung sich aufgrund unterschiedlichster Ansprüche und Werte der Arbeitnehmenden verändert? Wann wurden sie zuletzt toxisch geführt und welche Auswege haben sie für sich gefunden? Und welche der Hauptfaktoren schlechter Führung begehen sie selbst am häufigsten?
Zum Abschluss gibt Marcel Bewersdorf allen einen wichtigen Tipp mit auf den Weg: „Don’t forget who you want to be!“.
Wir sagen Danke an Marcel Bewersdorf für die Aufklärung guter und schlechter Führung. Außerdem bedanken wir uns bei allen Gästen vor Ort, die mit uns in einen offenen Austausch gegangen sind und tiefe Einblicke ihrer bisherigen Erfahrungen und der eigenen Standpunkte gegeben haben.