Vom Bundesgerichtshof zum Kaminzimmer: Ein Gespräch mit Dr. Karin Milger
Das Wetter meinte es an diesem Dienstagabend nicht gut mit uns: kalt, ungemütlich, regnerisch, ein typischer Oldenburger Wintertag. Da kam das Kamingespräch vom Marketing Club Weser Ems e.V. gerade richtig. Schon beim Betreten der wunderschönen Räumlichkeiten im Phoenix Oldenburg spürte man die heimelige Atmosphäre und roch das angenehme Kaminfeuer. Im Halbkreis zum Kamin angeordnet konnten wir nun der interessanten Unterhaltung zwischen Moderator Henning Hinrichs und dem Gesprächsgast, Frau Dr. Karin Milger lauschen und gleichzeitig das prasselnde Feuer beobachten.
Frau Dr. Milger berichtete über ihre spannende juristische Karriere, die 1984 mit Eintritt in den höheren Justizdienst so richtig Fahrt aufnahm. Über mehrere Stationen, unter anderem als Staatsanwältin und anschließend als Richterin am Amtsgericht in Wilhelmshaven, wurde sie 2006 zur Richterin am Bundesgerichtshof in Karlsruhe ernannt. „Es gehört auch eine Portion Glück dazu“, sagte sie über ihre Ernennung. Dr. Milger wird ein bedeutender Einfluss auf die Rechtsprechung im Wohnraummietrecht zugesprochen (v.a. im Bereich Betriebskostenabrechnung), im Mietrecht hat sie mit ihrem Senat oft Neuland betreten. Diese Entscheidungen zu treffen sei nicht immer einfach, aber notwendig gewesen, sagte sie. „Wenn es eine vertretbare Meinung gibt, ist keine Entscheidung falsch“. Sie fühlte sich in ihrer Karriere als Richterin, bis zu ihrem Eintritt in den Ruhestand im Jahre 2021, nicht von der Verantwortung erdrückt, eher in den Instanzen. So musste sie als Staatsanwältin so manch schwierige Fälle bearbeiten. In diesem Zuge erzählte sie uns von zahlreichen spannenden Urteilen, Plädoyers und Verhandlungen, die sie in ihrer Karriere erlebt hatte.
Beeindruckend war für die Anwesenden aber vor allem, wie es Frau Dr. Milger geschafft hatte, ihre Familie, ihre Karriere und ihre sportlichen Ambitionen unter einen Hut zu bekommen. Fünf Kinder hat sie gemeinsam mit ihrem Mann großgezogen und trotzdem hat sie es geschafft, sich in ihrer Justizkarriere nicht abhängen zu lassen. „Behördenchefs hatten damals Probleme mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf – vor allem bei Frauen“, berichtete Dr. Karin Milger. „Ich hatte damals einen Förderer, der sich sehr für die Gleichberechtigung eingesetzt hat.“ Am BGH füllte sie Jahre später dann auch die Rolle der Gleichstellungsbeauftragten aus.
Für den Ausgleich ihres doch sehr erfüllten Alltags benötigte sie das Schwimmen. „Das machte mir den Kopf frei“, erzählte Dr. Milger. Und dieses „Kopf frei machen“ führte zu erstaunlichen Erfolgen. In ihrer Altersklasse wurde sie in der Disziplin 200 Meter Freistil sogar Weltmeisterin und fast nebenbei konnte sie noch zahlreiche Deutsche Meisterschaften gewinnen. Beeindruckend!
Zum Schluss stellte Henning Hinrichs noch eine ganz persönliche Frage: Welchen Rat würden Sie sich selbst geben? „Ich würde es nochmal genau so machen“, antwortete Dr. Karin Milger. „Ich würde nochmal Jura studieren, ich würde nochmal in die Justiz gehen.“ Schöne Schlussworte für ein tolles Gespräch und einen beeindruckenden Lebensweg. Vielen Dank für den spannenden Austausch!
Bilder: Ulf Duda